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Gottfried Kinkel
An der See.
Nun sinken böse Sterne
Tief hinter mir in Nacht.
Es ladet mich die Ferne
Mit frischer Morgenpracht.
Die wanderfrohen Wellen
Mit weißem Kamme schwellen,
Von Süden weht’s mit Macht.
In wenig Stunden fodert
Der Bootsmann mich zum Strand.
Durch meine Seele lodert
Des Abschieds scharfer Brand.
Die Lippe fragt so bange:
Wie lang’, ach, auf wie lange
Meid’ ich das Vaterland?
Doch eh’ zum schwanken Loose
Ich frisch mich wende nun,
Eh’ neues Schlachtgetose
Mich ruft zu kühnem Thun:
War es mir doch beschieden
In deutschen Hauses Frieden
Noch einmal auszuruhn!
Ich kam auf Flüchtlingspfaden
Geächtet und gebannt;
Ich kam von Schmerz beladen,
Von Haß und Zorn entbrannt;
Es schlug die Flucht mir Wunden,
Sie wurden mir verbunden
Von mütterlicher Hand.
Hier fand ich deutsche Seelen
und echtes Sachsenblut;
Sie setzten ohne Wählen
An mich ihr Glück und Gut;
Hier an des Landes Marken,
Da fand ich noch den starken,
Den treuen Opfermuth!
O Eure fromme Güte,
Sie that sich nie genug!
Sie stillt mir im Gemüthe
Den Ingrimm, den ich trug;
Ihr habt es mir verliehen,
Daß ich vermag zu ziehen
In’s Elend ohne Fluch.
Drum Segen diesem Heerde
Und Heil ihm ewiglich,
Wo noch nicht von der Erde
Das fromme Gastrecht wich!
Auf allen ihren Wegen,
Mein Kind, den Deinen Segen,
Und Segen auch auf Dich!
Bald wirst Du selbst ja schalten
Mit mütterlichem Sinn,
Des eignen Hauses walten
Zum freudigsten Gewinn;
Dem trefflichen Gemahle
Beutst Du der Jugend Schale,
Du liebe Schaffnerin!
Auch uns, drauf magst Du trauen,
Fällt anders bald das Loos.
Und rasch zu Euren Auen
Wiegt mich des Meeres Schooß;
Aus Franken und aus Sachsen
Soll dann Zusammenwachsen
Ein Deutschland frei und groß!