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Heinrich Kämpchen
Heimat
So liegst du wieder ausgespannt
Vor meinen Blicken, lachend Land,
Mit deinen Tälern, deinen Höh’n,
Mit Berg und Burgen wunderschön.
Wie oft schon hast du mich entzückt,
Du Land, mit jedem Reiz geschmückt,
Wenn ich die Augen schweifen ließ
Auf dich, mein Heimatparadies.
Hier Berg und Tal, dort Wald und Au
Mit Dorf und Weiler, wo ich schau’,
Mit sanftem Steig und schroffem Hang
Der silberhellen Ruhr entlang.
Wohl sah ich schon voll Hochgenuß
So manchen stolzen Strom und Fluß,
Doch schöner bist du mir, o Ruhr,
Denn du durchwallst die Heimatflur.
Hier, wo die alten Berge steh’n
Hast du die Sachsen hausen seh’n,
Ein kühn’ Geschlecht, wie Strom und Wind,
Hier stand das Schloß des Wittekind.
Die Isenburg, der stolze Bau,
Beherrschte einst von hier den Gau,
Und gab das Echo Widerhall,
War’s Hornesstoß und Waffenschall.
Dann kam des Grafen Freveltat,
Vollführt auf seines Weibes Rat –
Du Ruhr sahst wie der wilde Mann
Den Bischof niederstach im Tann. –
Vorbei, vorbei – in Trümmern liegt
Die Burg, so trutziglich gefügt,
Kaum kündet noch ein Mauerrest
Vom Wall, der einst so stark und fest.
Und Altendorf und Horst und Cliff,
Und Blankenstein auf schroffem Riff,
Sie alle sind Ruinen nur
Und schmücken dich, du Tal der Ruhr. –
Zerstoben ist der Ritter Macht,
Es herrscht der Dampf in Hütt’ und Schacht,
Der Ofen faucht, das Eisen kocht,
Und die Maschine stampft und pocht.
Und schafft das Leben Müh und Qual,
Du bist doch schön, mein Heimattal!
Du hast gelabt mich und erquickt,
Wenn Schwermut mir das Herz bedrückt.
So grüß ich euch, ihr Berge kühn!
Dich, blanke Ruhr, durch Auen grün!
Ob sich auch ändert fort die Zeit,
Ihr bleibt getreu in Lust und Leid. –