Edition Deutsch
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    Novalis

    Fern in Osten wird es helle

    Fern in Osten wird es helle,
    Graue Zeiten werden jung;
    Aus der lichten Farbenquelle
    Einen langen tiefen Trunk!
    Alter Sehnsucht heilige Gewährung,
    Süße Lieb' in göttlicher Verklärung.

    Endlich kommt zur Erde nieder
    Aller Himmel sel'ges Kind,
    Schaffend im Gesang weht wieder
    Um die Erde Lebenswind,
    Weht zu neuen ewig lichten Flammen
    Längst verstiebte Funken hier zusammen.

    Ueberall entspringt aus Grüften
    Neues Leben, neues Blut,
    Ew'gen Frieden uns zu stiften,
    Taucht er in die Lebensfluth;
    Steht mit vollen Händen in der Mitte
    Liebevoll gewärtig jeder Bitte.

    Lasse seine milden Blicke
    Tief in deine Seele gehn,
    Und von seinem ewgen Glücke
    Sollst du dich ergriffen sehn.
    Alle Herzen, Geister und die Sinnen
    Werden einen neuen Tanz beginnen.

    Greife dreist nach seinen Händen,
    Präge dir sein Antlitz ein,
    Mußt dich immer nach ihm wenden,
    Blüthe nach dem Sonnenschein;
    Wirst du nur das ganze Herz ihm zeigen,
    Bleibt er wie ein treues Weib dir eigen.

    Unser ist sie nun geworden,
    Gottheit, die uns oft erschreckt,
    Hat im Süden und im Norden
    Himmelskeime rasch geweckt,
    Und so laßt im vollen Gottesgarten
    Treu uns jede Knosp' und Blüthe warten.




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