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Wilhelm Hauff
Sehnsucht.
Die Sonne grüßt Tubingas Höhn,
Der Berge Morgennebel fallen,
Und leichte Frühlingslüfte wehn,
Im Thal die Herdenglocken schallen,
Des Neckars sanfte Welle quillt
An der Gestade Rebenhügel,
Es taucht die alte Burg ihr Bild
In seinen silberreinen Spiegel.
Wie wär’ der Morgen doch so schön,
Könnt’ ich mit dir mich da ergehn!
Und reger wogt’s am Ufer hin,
Wenn Mittag zu den Schatten ladet,
Wenn sich durch frisches Blättergrün
Die Sonne in dem Strome badet;
Der Hirte zieht den Linden zu,
Der Winzer steigt vom Berge nieder,
Und in des kühlen Strandes Ruh’
Erwachen ihre Kräfte wieder;
Am Neckarstrand ruht’ ich so gerne,
Wär’ nicht Luise in der Ferne.
Der Abend senket seinen Strahl,
Die Herden ziehen von den Weiden,
Und fernhin durch das holde Thal
Die Dörfer zu der Ruhe läuten;
Da kommen Mädchen Hand in Hand
Den Wiesenplan heraufgezogen;
Es wölbt für sie am grünen Strand
Der Lindengang die hohen Bogen;
Doch jenen Linden fehlt das eine,
Ich wandle ohne sie – alleine!
Aufgeht des Mondes Silberstrahl,
Er malt den Berg mit falbem Glanze,
Er ruft die Geister in das Thal,
Er leuchtet ihrem Reigentanze;
Ihr Berge all’ von Duft umhüllt,
Du Thal, am Strome auf und nieder,
Du wärst so hold, du wärst so mild,
Dir weiht’ ich meine frohsten Lieder –
Du wärst so schön im Abendscheine
Schlüg’ sie ihr Aug’ hier in das meine.