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Wilhelm Hauff
Stille Liebe.
O dürft’ ich fragen, was aus ihrem Auge
Oft so entzückend mir entgegenstrahlt,
Was, wenn ich schnell mich ihrer Seite nahe,
Die Wangen ihr mit hoher Röte malt!
Ahnt sie, was meine Lippen ihr verschweigen,
Was meine Brust mit stiller Sehnsucht füllt?
Hofft’ ich zu kühn? ist es der Strahl der Liebe,
Der so entzückend ihrem Blick entquillt?
Warum hat doch ihr Händchen so gezittert,
Als ich ihr gestern guten Abend bot,
Und als ich ihr recht tief ins Auge schaute,
Was machte sie auf einmal doch so rot?
Sie hat die Rose, die ich ihr gegeben,
So sorgsam ins Gebetbuch eingelegt;
Warum wohl? da sie sonst so gerne Rosen
Am Busen und am Sommerhütchen trägt.
Warum schwieg sie auf einmal heute stille
Und wußte nicht mehr, was ich sie gefragt?
Hat sie gemerkt, was ich ihr gerne sagte?
Ich hab’ ihr’s doch mit keinem Wort gesagt.
O hätt’ ich Mut! dürft’ ich Luisen sagen,
Was mich so still, was mich so tief beglückt!
O dürft’ ich fragen, was aus ihrem Auge
Oft so entzückend mir entgegenblickt!